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Tomaten bestäuben » In 10 Sek. von Hand Tomaten selbst befruchten

Tomaten bestäuben
Um sicher zu gehen, dass auch alle Blüten sich später zu prallen Früchten weiterentwickeln, ist es hilfreich zu wissen, wie man auch eigenhändig Tomaten bestäuben kann.

Unbefruchtete Blüten sterben meist komplett ab, ohne eine essbare Frucht zu hinterlassen. Mit der Bestäubung von Hand kann man den Ausfall meist minimieren. Doch wie kann man Tomaten von Hand befruchten?

 

Wie kann man eine weibliche Tomatenblüte von einer männlichen unterscheiden?

Die Tomatenblüte ist zwittrig und beinhaltet sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsteile. Die Befruchtung kann unabhängig von anderen Blüten stattfinden. Die Pollen werden auf den sogenannten Staubblättern des Staubbeutels ausgebildet. Die weibliche Narbe befindet sich im Innern des Staubbeutels.

Im Gegensatz zu beispielsweise Zucchini- oder Gurkenblüten muss man also die Blüten nicht nach ihrem Geschlecht gesondert behandeln.

Jede Tomatenblüte kann im Gegensatz zu anderem Gemüse auch zu einer Frucht werden. Das erkennt man u.a. auch an dem Fruchtknoten unter jeder Blüte.

 

In 10 Sekunden Tomaten selbst von Hand bestäuben

Zum Bestäuben von Tomaten greift man den Pflanzstab & schüttelt ihn leicht durch. Die Vibration überträgt sich auf die Tomatenblüten. In diesen fallen die Pollen der männlichen Staubblätter ab und treffen im Staubbeutel auf die weibliche Narbe. Man wiederholt den Vorgang alle 3 Tage.

Die Wiederholung macht bei der Tomatenbestäubung einen großen Unterschied. Da die Blüten beide Geschlechter enthalten und die weibliche Narbe eine Fremdbestäubung eigentlich bevorzugt, ist diese auch vor den männlichen Staubblättern geschlechtsreif.

Um den idealen Zeitpunkt für die Bestäubung nicht zu verpassen, ist es sinnvoll mindestens alle drei Tage an der Pflanze zu schütteln. Beobachtet man den Staubsack in der Mitte der Blüte, kann man manchmal beobachten, wie sich die Pollen lösen.

Durch die besondere Form des Staubbeutels erledigt die Schwerkraft den Rest. Die Pollen fallen ideal auf die weibliche Narbe und befruchten die Tomatenpflanze.

In der freien Natur werden Tomatenblüten vor allem durch den Wind bestäubt. Die zweithäufigste Bestäubung findet über Insekten statt. Dazu zählen v.a. Hummeln, die durch die Vibration die Pollen lösen und die Narbe so befruchten. Mit dem Schütteln der Pflanze stellen wir händig diese Vibrationsbestäubung nach.

Neben dem Schütteln der gesamten Pflanze, gibt es noch zwei andere Methoden, wie man Tomaten bestäuben kann:

 

Tomaten bestäuben mit einer elektrischen Zahnbürste

Hält man eine elektrische Zahnbürste an die Tomatenblüte, lösen sich die Pollen dieser und fallen auf die weibliche Narbe. Der Fruchtknoten unter der Blüte wird sich bei erfolgreicher Befruchtung zur reifen Tomate entwickeln. Die Zahnbürste wird ein paar Sekunden lang an jede einzelne Blüte gelegt.

Hat man mehrere Tomatenpflanzen, lohnt sich dieser Aufwand nur selten. Ich persönlich bevorzuge deswegen das Schütteln der gesamten Pflanze.

Denn auch hier weiß man nicht, ob beide Geschlechter innerhalb der Blüte bereit zur Vermehrung sind. Der Vorgang muss also ebenfalls alle 3 Tage wiederholt durchgeführt werden.

Zuletzt hört man aber auch von einer händischen Befruchtung mit einem Pinsel:

 

Tomaten mit dem Pinsel bestäuben

Um Tomaten mit dem Pinsel zu bestäuben, fährt man diesen über den Staubbeutel in der Mitte der Blüte. Die gesammelten Pollen werden danach auf der Narbe, welche im oder aus dem Innern des Staubbeutels wächst, verteilt. Da die Blüten besonders klein sind, wählt man idealerweise einen Kosmetikpinsel.

Da die Tomate sich über die Zeit stark angepasst hat, kommt es meist nur bei Wildtomaten vor, dass die Narbe gut zugänglich aus der Blüte herauswächst. Bei den meisten Sorten findet die Bestäubung mit dem Pinsel demnach eher als Vibrationsbestäubung statt.

Die Narbe müsste bei den meisten Sorten durch das Öffnen des Staubbeutels freigelegt werden.

Wie auch bei der Bestäubung mit der elektrischen Zahnbürste sehe ich diese Methode als sehr zeitaufwendig an. Man muss jede Blüte einzeln behandeln und um sicherzugehen, dass auch alles zeitgleich geschlechtsreif war, muss man den Vorgang mindestens alle drei Tage wiederholen.

Das Schütteln der Tomatenpflanze reicht erfahrungsgemäß aus und spart eine Menge Zeit.

 

Bei welchem Wetter kann man Tomaten von Hand bestäuben?

Wer seine Tomate von Hand bestäuben will, wählt einen Tag mit Temperaturen unter 30°C. Die Luftfeuchtigkeit beträgt idealerweise zwischen 50 bis 80%. Als erfolgsversprechende Tageszeit hat sich der Vormittag durchgesetzt. Zwischen neun und elf Uhr ist eine erfolgreiche Befruchtung am wahrscheinlichsten.

 

Wann sollte man die Tomaten auf jeden Fall händisch bestäuben?

Es gibt 3 Fälle, wann man Tomaten auf jeden Fall von Hand bestäuben sollte:

  1. Tomatenanbau im Gewächshaus oder auf dem Balkon
  2. Geringes Aufkommen von Hummeln
  3. Geplante Samengewinnung für das nächste Jahr

 

Fall 1: Tomatenanbau im Gewächshaus oder auf dem Balkon

Im Gewächshaus ist der Insektenverkehr sehr gering und Hummeln finden nur selten zu den Tomatenblüten. In dem Fall muss die Tomate von Hand bestäubt werden.

Aber auch auf einem Balkon unter freiem Himmel ist die Befruchtung nicht immer garantiert. Besonders in städtischen Gegenden verirren sich nur wenige Insekten bei deiner Pflanze. Es ist also besonders zur Blütezeit sinnvoll ein Auge darauf zu werden, ob Hummeln aufkreuzen.

In beiden Fällen ist auch mit einer Windbestäubung nicht zu rechnen. Die Pflanzen stehen meist hinter einer Glasscheibe oder einer Mauer, welche den Wind abblockt.

 

Fall 2: Geringes Aufkommen von Hummeln

Tomatenblüten sind bei Hummeln nicht unbedingt die beliebtesten. Hat man einen attraktiven Garten mit unterschiedlichen Blumen und Kräutern, kann es vorkommen, dass die natürliche Bestäubung der Tomaten ausbleibt.

Auch hier reicht es alle drei Tage kurz an jeder Tomatenpflanze zu schütteln. Der hinzukommende Wind erledigt in der Regel den Rest.

 

Fall 3: Geplante Samengewinnung für das nächste Jahr

Will man aus den kommenden Tomaten Samen ernten, sollte man die Wahrscheinlichkeit einer Fremdbestäubung möglichst minimieren. Grund hierfür ist, dass sich zwei unterschiedliche Tomatensorten kreuzen können und die Nachkommen im nächsten Jahr ganz andere Eigenschaften haben könnten.

Diese erstrecken sich beispielsweise von der Krankheitsresistenz über den Geschmack und das Aussehen. Bestäuben die Tomatenpflanzen sich hingegen selbst, kann man von sehr ähnlichen Eigenschaften der Tomate im nächsten Jahr ausgehen.

Neben der Bestäubung von Hand gibt es beim Gewinnen von Tomatensamen noch einiges mehr zu beachten. Zum einen ist auf den Einsatz von F1-Hybriden zu verzichten. Diese Tomatensorten sind meist bereits gut erkenntlich auf der Verpackung gekennzeichnet.

Stattdessen verwendet man samenfeste Sorten, welche die positiven Eigenschaften an die Pflanzen des nächsten Jahres weitergeben. Da die Gewinnung von Tomatensamen ein umfangreiches Thema ist, haben wir dazu hier einen weiteren hilfreichen Artikel veröffentlicht >

 

Wie erkennt man, ob die Bestäubung der Tomaten erfolgreich war?

Ein Hinweis, dass die Tomatenblüte erfolgreich bestäubt wurde ist, dass sie sich zeitnah schließt. Im Laufe der nächsten zwei Wochen fängt aus dem Fruchtknoten unter der Blüte eine Tomate an zu wachsen. Die gelben Blütenblätter vertrocknen und fallen ab.

Eine nicht erfolgreiche Bestäubung erkennt man daran, dass die Blüte am Ende der Triebe einfach abfällt, ohne eine Frucht zu bilden. Es sieht so aus als hätte jemand die Blüte von der Tomatenpflanze abgeschnitten.

Unbefruchtete Tomatenblüten

An diesem Bild kann man gut erkennen, wo ursprünglich die unbefruchteten Blüten saßen. Alle Blüten rechts wurden nicht bestäubt, während die Blüten links sich nach erfolgreicher Bestäubung zu Tomaten weiterentwickelt haben.

 

Wie lange blühen die Blüten der Tomate?

Viele Tomatensorten bilden ihre Blüten etwa im Juni und können ab dann auch händisch bestäubt werden. Ab dann ist kann es bis in den September hinein vorkommen, dass sich neue Blüten immer wieder bilden. Spätestens Ende August ist es jedoch sinnvoll die Blüten von der Pflanze zu kappen.

Ohnehin sind bei einer solch späten Blütenbildung keine Tomaten mehr zu erwarten. Die Energie kann die Pflanze gut zum Ausreifen der vorhandenen Früchte nutzen.

 

Wie lange dauert es nach der Bestäubung, bis die Tomaten erntereif sind?

Nach der erfolgreichen Bestäubung der Tomatenblüte dauert es etwa zwei Wochen bis sich ein Fruchtansatz bilden. Bis zur erntereifen Frucht muss man danach noch mindestens 6 Wochen warten. Die meisten Tomatensorten sind je nach Bedingungen nach etwa 60 Tagen erntereif.

Die meisten erntereifen Tomaten erkennt man an der roten Farbe. Zum Ernten bricht man die Tomate über dem Fruchtstielansatz an der verdickten Stelle ab. Keinesfalls sollte man die Tomate ohne die Kelchblätter ernten, da ansonsten die Haltbarkeit wesentlich kürzer ist und die Frucht schneller verdirbt.

 

Nicht jede Tomatensorte muss auch befruchtet werden

Unter der Vielzahl an Tomatensorten gibt es auch welche, die ohne eine Bestäubung Früchte tragen. Die speziell gezüchteten Früchte müssen also weder händisch noch bestäubt werden. Auch Bestäubungsinsekten wie Hummeln müssen nicht mithelfen.

Diese Eigenschaft nennt sich Parthenokarpie. Die Bildung der Frucht erfolgt oft vor der Blüte der Pflanze. Wenn eine Bestäubung ausbleibt, bleibt die Tomate ohne Samen.

Kauft man Tomatensamen im Handel ein, sind jungfernfrüchtige Sorten gesondert gekennzeichnet. Es ist selbsterklärend, dass das Saatgut nicht gewählt werden sollte, wenn man vor hat die Tomatensamen am Ende zu ernten.

 

Fazit: Tomaten bestäuben ist einfacher als man denkt

Im Vergleich ist die Bestäubung von anderem Gemüse wie z.B. Gurken wesentlich aufwendiger. Man muss die weibliche von der männlichen unterscheiden und bestenfalls die Blüten abkleben. Auch, wenn man Zucchini-Blüten bestäuben will, muss man einiges beachten.

Bei Tomaten hat man es besonders leicht: In ein paar Sekunden hat man die meisten Blüten der Pflanze durch leichtes Schütteln bestäubt. Wiederholt man den Vorgang mindestens alle drei Tage hat man erfahrungsgemäß nur einen sehr geringen Ausfall und fast alle Blüten werden auch später zu reifen Tomaten.

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